Zweites Zwischenseminar in Blois

Zu Beginn meines IJFDs dachte ich immer "Bis März ist es noch eine Ewigkeit, alles gut". Aber als ich mich genau vor einer Woche mit Michelle in den Zug gesetzt habe, war es tatsächlich schon so weit: Das zweite Zwischneseminar der BIQ-Gruppe stand vor der Tür.

Diesmal waren wir im Zentrum Frankreichs in Blois und hatten unsere Unterkunft im wahrscheinlich hässlichsten Teil der ganzen Stadt, denn um uns herum gab es nur alte Hochhäuser zu sehen. Dennoch ändern die aber nichts daran, dass die Innenstadt wirklich schön ist und das Wetter so gut war, dass man wieder richtig Lust auf den Sommer bekommen hat!

Programmtechnisch waren wir sehr ausgeplant, haben uns untereinander viel austauschen können und hatten einfach wieder eine wundervolle Zeit miteinander.

Unser Hauptthema war dieses Mal "Asyl und Flucht", was für mich echt spannend war.

Denn wenn man in Frankreich wohnt, bekommt man die Lage in Deutschland viel schlechter mit, deshalb habe ich während den eher theoretischen Phasen auch einiges dazugelernt.

Hierzu haben wir auch ein kleines Spiel gemacht, und zwar hat jeder von uns einen Reisepass bekommen, der von unseren Seminarleiterinnen erstellt wurde. Somit hatten wir dann eine sehr internationale Gruppe, da jeder aus einem anderen Land kam. Wenn wir also morgens mit dem Programm begonnen haben oder nach der Pause wiedergekommen sind, war unser Seminarraum immer als ein anderes Land gekennzeichnet. So mussten wir uns einmal der slowakischen, dann der taiwanischen und u.a. auch noch der deutschen Grenze stellen. Je nachdem, welchen Pass man hatte, kam man einfacher oder schwerer in das Land, da manche mehr, und manche eben weniger Dokumente vorzeigen mussten. An den Grenzkontrollen wurde immer die Sprache des Einreiselandes gesprochen, und genau dadurch wurde auch das Spiel etwas wertvolles: Es war eine interessante Erfahrung, einmal vor "Sicherheitspersonal" zu stehen, das dich in einer fremden Sprache anmeckert, was du noch alles brauchst, um einzureisen. Dann auch noch die erforderlichen Dokumente (in der Sprache des Einreiselands) auszufüllen, war echt gar nicht so einfach.

 

Wie fühlen sich dann also Flüchtlinge,

die kurzfristig ihr Land aus Not verlassen müssen und

ohne Sprachkenntnisse nach Deutschland kommen? 

Wenn sie merken, Bürokratie hat oberste Priorität,

obwohl man sich doch eigentlich nur Sicherheit wünscht?

 

Wie verloren muss man sich während dieser ganzen Zeit vorkommen?

Ein weiteres Element des Spiels war, dass für uns während eines Mittagessens die Speisekarte je nach Herkunftsland (minimal) eingeschränkt wurde, und z.B. nicht jeder ein Dessert oder nur zwei anstatt drei Milchprodukte nehmen durfte. Danach war der Ärger erstmal groß, jeder fühlte sich ungerecht behandelt und die meisten haben nur rumgemotzt, weil man ja Hunger (bzw. Lust auf den Brownie) hat...

Als wir dann doch alle satt waren und wir über den Sinn dieses Spielelements nachdenken konnten, haben wir alle unsere Meinung geändert. Denn durch dieses Beispiel ist uns allen einfach aufgefallen, wie kleinlich und unnötig unsere Probleme doch manchmal sind. Denn da draußen gibt es einfach unzählige Menschen, die wirklich unfair behandelt werden, und es in diesen Situationen dann manchmal sogar um Leben oder Tod geht...und nicht um ein verpasstes Dessert beim Mittagessen.

Wie man vielleicht heraushören kann, haben wir uns sehr gut mit dem Thema beschäftigt und jeder hat noch das eine oder andere dazugelernt. Aber das Tolle ist auch, dass egal was mit dieser Gruppe Spaß macht! Ich kann auch nicht oft genug betonen, wie sehr mir jeder der Gruppe ans Herz gewachsen ist Egal ob während des Programms oder in den Pausen, man unterhält sich mit jedem gerne. Blois wird auch eine schöne Erinnerung bleiben und ich freue mich schon auf Berlin :)

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